Sportentwicklungbericht (SEB):Erste Ergebnisse zur aktuellen Situation der Reitvereine und Pferdebetriebe vorgelegt

Nürnberg (fn-press). Erstmals ist die Situation in Reitvereinen und Pferdebetrieben im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ausführlich untersucht worden. Einen ersten Auszug aus dem Sportentwicklungsbericht (SEB) stellte Professor Dr. Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln jetzt beim Zukunftskongress im Rahmen der FN-Tagungen in Nürnberg vor. Dabei standen Erkenntnisse zu Schulpferden, Ausbildern und Problemen von Vereinen und Betrieben im Vordergrund. Den kompletten Bericht erhält die FN Ende Mai. Insgesamt wurden 2.816 Vereine und 1.597 Betriebe per E-Mail zur bundesweiten Online-Befragung angeschrieben und bescherrten erfreuliche Rücklaufquoten von 41 und 36 Prozent.

Zunächst einmal widerlegt der SEB, Reiten sei teuer. Die jährlichen Mitgliedsbeiträge in Vereinen lägen mit durchschnittlich 39 Euro für Kinder oder 88 Euro für Erwachsene verglichen mit anderen Sportarten „im Rahmen“, so Breuer. Auch die Reitstunden lägen mit 10 (Kinder) bis 16 (Erwachsene) Euro im Vergleich zu anderen Freizeitangeboten wie Klavier- oder Tennisstunden nicht hoch – allerdings sei der Unterricht im Verein günstiger als im Betrieb. Der SEB liefert auch neue Zahlen zum Schulpferdebestand in Deutschland. 57,4 Prozent der befragten Vereine besitzen im Durchschnitt acht und 71,8 Prozent im Durchschnitt elf Schulpferde. Auf ganz Deutschland hochgerechnet bedeutet dies 65.000 Schulpferde in 4.400 Vereinen und 2.750 Betrieben. „Ob der Bedarf reicht?“, fragte Breuer in die Runde. Immerhin führe ein Drittel der Vereine eine Warteliste für Unterricht auf Schulpferden.
Auch zum Ehrenamt trifft der SEB eine Aussage. Demnach engagieren sich rund 73.800 Ehrenamtler durchschnittlich 16 Stunden pro Monat in Deutschlands Reitvereinen. Das entspricht einer jährliche Wertschöpfung von 210 Millionen Euro. Hinzu kommen noch mal 140.000 freiwillige Helfer : „Jedes vierte Vereinsmitglied packt auch ohne Amt an“, rechnete Breuer vor.
Die Bedeutung des Ausbilders für die Mitglieder- und Kundengewinnung wird im SEB ebenfalls unterstrichen. 50 Prozent der Ausbilder sind erster Ansprechpartner auf einer Anlage und in 35 Prozent der Vereine und 43 Prozent der Betriebe auch gern gesehene „Problemlöser“. Gleichzeitig beteiligen aber nur zwei Prozent der Vereine beziehungsweise sieben Prozent der Betriebe ihre Ausbilder mit einer Prämie an der Mitglieder- und Kundengewinnung.
Der SEB zeigt aber auch, dass über ein Viertel der Vereine und Betriebe Existenzsorgen haben. Bei den Vereinen bedroht vor allem die erschwerte Gewinnung von Ehrenamtlern die Existenz. Bei den Betrieben steht die schlechte Erreichbarkeit mit Bus und Bahn ganz oben auf der Problemskala. Weitere Sorgen bereiten beiden unter anderem gesetzliche Auflagen und die Ganztagsschule.
Die erste Auswertung ergab weiter, dass Vereine und Betriebe die Verbandsleistungen in der Aus- und Fortbildung von Ausbildern positiv bewerten. Auch fühlen sie sich generell gut beraten. Dennoch bleiben Wünsche offen. Und: Die Vereine sind mit den Unterstützungsleistungen der Verbände weniger zufrieden als die Betriebe. Die Vereine wünschen sich vor allem finanzielle Unterstützung, Hilfe und Beratung in Sachen Recht und Versicherungen/Finanzen und Steuern, bei der ehrenamtlichen Arbeit sowie bei der Mitgliedergewinnung und -bindung. Die Betriebe fragen zwar auch nach Unterstützung in Sachen Finanzen und Steuern. Sie möchten aber auch mehr Beratung und Information zu Sport und Natur sowie politische Lobbyarbeit für die Betriebe. 

„Der SEB ist Teil einer umfassenden Analysestrategie der FN, mit dem wir jetzt Informationen über Vereine und Betriebe gesammelt haben, um im nächsten Schritt strategische Maßnahmen zu deren Unterstützung zu entwickeln, die wiederum in das Verbandsprojekt „Invest (Investition in die Zukunft)“ zur Mitgliederentwicklung einfließen“, erklärte der FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Darüber hinaus liefere der SEB Argumente zur gesellschaftlichen Bedeutung des Pferdesports und zeige auf, wo der Pferdesport positiv für Gesellschaft und Sportentwicklung tätig ist. Der SEB soll künftig alle zwei Jahre wiederholt werden. Bo

11.05.2009